TSV Talheim – SV Pfrondorf II 2:1 (1:0)
„Kopf hoch Jungs, wenn es normal läuft gewinnt ihr hier 5:2.“
„Es fühlt sich an, als müssten wir uns für diesen Sieg bei euch entschuldigen, aber wir können da auch nichts dafür…“
Solche oder ähnliche Zitate hörte man nach Abpfiff des Spiels am Sonntag von den Talheimer Spielern und Verantwortlichen zuhauf. Eine sehr faire Anerkennung vonseiten des Gegners zwar, dennoch auch eine schmerzende Erkenntnis. Der SVP II hatte das Erlebnis aus der Vorwoche, als man Tabellenführer Bodelshausen über weite Strecken mindestens ebenbürtig war, aber dennoch mit 0:3 verlor, sogar noch einmal „getoppt“: In Talheim war man gegen eine sehr gute B-Liga Mannschaft über weite Strecken gar überlegen und konnte sich ein klares Chancenplus erarbeiten, stand am Ende aber trotzdem wieder mit leeren Händen da. Aber der Reihe nach.
Bei bestem Fußballwetter reiste der SVP unter anderem dank zweier Leihgaben aus der ersten Mannschaft mit einem tollen Kader an. Nach zwei Pleiten in Folge entschied sich das Trainerteam, selbigen Kader in einem neuen Spielsystem auflaufen zu lassen, das, so hoffte man, den Spielertypen in der Mannschaft und dem Gesamtgebilde zu Gute kommen würde.
Gegen eine tiefstehende Sonne setzten die Eichhörnchen die neuen Vorgaben sehr gut in die Tat um und stellten den TSV Talheim vor erhebliche Probleme. Hinten wurde von der neu formierten Fünferkette und dem Dauerläufer-Duo Mader-Einert davor wenig zugelassen, und im Spiel nach vorne wirbelte die Dreierreihe aus Egzon Badalli, Michi Poppele und Stefan Schulze die gegnerische Defensive ein ums andere Mal durcheinander. Doch es kam wie zuletzt so oft: Nach einem vermeidbaren Freistoß von der linken Seite kam TSV-Kapitän Basti Haas, seines Zeichens Top-Torjäger der Kreisliga B6, viel zu frei zum Kopfball und setzte die Kugel unhaltbar für Nick Meier neben den rechten Pfosten zur Führung für die Gastgeber (15. Minute). So kassierte der SVP II auch im achten Ligaspiel dieser Spielzeit einen 0:1 Rückstand.
In der Folge zeigte man sich dennoch unbeeindruckt, ließ keine einzige weitere nennenswerte Torchance der Hausherren zu und spielte vorne Chancen heraus, die auch ein 4:1 zur Halbzeit ermöglicht hätten. Insbesondere das Pressing der Gäste war dabei häufig eine unlösbare Aufgabe für Talheim. Dennoch hielt man die 0, doch dafür konnte man sich neben dem wirklich bärenstarken Schlussmann Michi Wagner-Stachon, der seine Saisonpremiere feierte, größtenteils bei den Stürmern des SVP bedanken. Bezeichnend dabei die Szene kurz vor der Pause, als Stefan Schulze im Fünfmeterraum noch versuchte querzulegen, statt einfach selbst den Abschluss zu suchen, und den mitgelaufenen Egzon Bad-Ali leider verfehlte.
In der Pause nahm man sich vor, so weiterzumachen, plus das eine oder andere Törchen. Der erste Teil gelang weitenteils, doch auf eine Frage fand man immer noch keine Antwort: Den Ball ins Tor bringen, wer kann es? Die Antwort gab dann der eingewechselte Joba „Jobameyang“ Badke mit seinem ersten Torschuss – sie lautete: Der Johannes, der kann es! Mit einem beherzten Volley stellte er auf 1:1.
Es fühlte sich an, als sei der Bann gebrochen. Dieses Gefühlt trog allerdings. Denn auch in der Folge brachte man den Ball leider nicht mehr im Tor unter. Während Talheim sich zunehmend die viel zitierte „optische Überlegenheit“ erspielte und das Heft des Handels in den Händen zu halten schien, kam Pfrondorf gefühlt bei jedem Konter zu einer 100-prozentigen Torchance. Doch mehrmals ereigneten sich Slapstick-artige Szenen im Talheimer Fünfmeterraum, bei denen selbst die zahlreichen Heimfans ungläubig die Köpfe schütteln mussten. Entweder wurde Michi „der Hexer“ Wagner-Stachon angeschossen, oder aber er reagierte glänzend, oder aber die Pfrondorfer scheiterten schlicht an sich selbst.
Und man weiß: So etwas rächt sich im Fußball. Wenn du die vorne nicht machst, dann kriegst du sie hinten. Und es kam wie es kommen musste. Denn als man schon kein Glück hatte, kam auch noch Pech dazu. Das passende Andi Brehme Zitat verkneifen wir uns an dieser Stelle lieber. Jedenfalls köpfte Talheims Jochen Killmaier sein Team in der 83. Minute zum Sieg. Damit zog er in der Torjägerliste mit seinem Kapitän gleich. Eine Randnotiz in diesem Moment, denn der Jubel der Talheimer kannte verständlicherweise keine Grenzen. Der TSV, der nach einer klaren Tätlichkeit von Yannick Schrödter außerdem froh sein konnte, das ansonsten extrem faire Spiel zu elft beenden zu dürfen (was natürlich keine Ausrede ist), überstand auch die letzten sieben Minuten schadlos.
Der SVP hingegen steht nun mit 0 Zählern aus den drei jüngsten Partien gegen drei Top-Teams der Liga da. Es hätte mehr sein können. Jetzt müssen sich Coach K und sein Trainerteam natürlich der öffentlichen Kritik stellen und die Vorfälle intern aufarbeiten. Dabei genießen sie die volle Rückendeckung des Vereins, wie zu vernehmen war. „Es bringt jetzt auch nichts, irgendwelche Phrasen zu dreschen. Die Situation ist, wie sie ist. Wir müssen die Köpfe oben behalten und weitermachen, dann kommt das Spielglück irgendwann von ganz allein“, so analysierte Coach Kazenwadel. „Man gewinnt als Team und man verliert als Team!“ Mit dem Abstieg werde man nichts zu tun haben.
Vor dem Heimspiel gegen Entringen II gilt es nun, einen Ausweg aus dem Talheim der Tränen zu finden und von Spiel zu Spiel zu denken. Ein Talheimer Zuschauer empfahl als Geheimrezept: „Macht doch einfach mal Torschusstraining.“ Eine gute Idee eigentlich!
Es kämpften unbelohnt:
Meier – Kazenwadel (Badke jr), Oberschachtsiek, Lapaczinski, Renner, Hennigs (Hauser) – Mader, Einert – Poppele, Schulze, Badalli.
Spieler des Tages der Herzen: Sever, Haußmann.
Tor: Badke (60.)